Neue Gesichter in der Kommunalpolitik

Anya von Hörsten tritt für die Grünen an, Interview mit der HAZ Wunstorf

Was zieht Frauen und Männer in die Kommunalpolitik, die vorher nie kandidiert haben? Zur Kommunalwahl in Wunstorf haben sich einige Personen gemeldet, die es wagen wollen und sich um ein Mandat bewerben. In einer kleinen Reihe stellen wir solche Neulinge vor. Heute: Anya von Hörsten aus Blumenau. Die 53-jährige Sparkassen-Betriebswirtin geht für Bündnis 90/Die Grünen an den Start und ist einzige Kandidatin der Partei für den Ortsrat Blumenau. Auf der Liste für den Stadtrat steht die Blumenauerin auf Platz 5.

„Ich will Impulse geben, viel ausprobieren und damit im Kleinen anfangen“, sagt von Hörsten. Beispielsweise sei sie letztens mit dem Zug nach Leinhausen gefahren, um dann mit dem Fahrrad nach Hannover zu fahren und im Lose-Laden einzukaufen. „Man sieht, es geht doch auch anders.“ Es ärgert die 53-Jährige, dass der Autoverkehr Vorrang habe und Radwege oft in einem schlechten Zustand seien. „Ich fahre meistens mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Neustadt. Dabei muss ich fünf Mal die stark befahrene Straße überqueren. Der Radweg hat viele Schäden und ist nicht mal beleuchtet“, sagt sie. Das schließe Kinder und Jugendliche ihrer Ansicht nach von autarker Mobilität aus.

Kindern und Jugendlichen Gehör verschaffen

Überhaupt möchte sie der Generation der Zukunft eine Stimme geben und ihr mehr Gehör verschaffen. „Sie werden zu selten gefragt. Die Politik muss mit ihnen reden und nicht über sie“, meint von Hörsten. Im Hinblick auf Senioren gäbe es ihrer Meinung nach einen Aufschrei wegen Kopfsteinpflaster oder, wenn wieder ein Geldautomat geschlossen werde. „Aber die Kinder aus Liethe müssen über die Nordumgehung, wenn sie zur Schule fahren“, macht von Hörsten deutlich.

Sie fragt sich auch, warum Kinder im Digitalzeitalter noch Ranzen und Bücher schleppen müssten. Auch die Lehrer müssten lernen, dass Digitalisierung Zugänge und Methodik verändert. „Wir müssen traditionelle Strukturen aufbrechen und von der Zukunft her denken“, sagt die Grünenkandidatin. „Der Kern des Handelns ist, was wirkt sich wie aus, wenn ich heute Entscheidungsprozesse verändere? Was ist der Nutzen und welche Wirkung hat es?“, sagt sie.

Mehr für Radverkehr als für Autos tun

Noch mehr Autos und breitere Straßen seien ihrer Ansicht nach nicht zukunftsfähig, auch ein Parkdeck brauche es nicht. Stattdessen solle mehr für Radfahrer, Umwelt und Klima getan werden. „Das ist ja wohl auch bei den meisten Politikern angekommen. Wer was macht ist letztlich egal, Hauptsache es passiert überhaupt was“, sagt von Hörsten. Vielleicht sehe sie das alles naiv und mache Fehler, aber das sei besser, als gar nichts zu versuchen. Außerdem will sich die Blumenauerin für Gleichstellung einsetzen.

Ein kurzzeitiger Berufswechsel hat der 53-jährigen vor Augen geführt, dass sie einen Sinn für ihr Leben sucht. – den sie in ihrem Engagement für die Grünen gefunden hat. Urlaube haben dazu beigetragen, dass sie auf den Umweltschutz aufmerksam wurde. Als leidenschaftlichen Taucherin und Sonnenliebhaberin hat sie viel Plastikmüll im Meer vor Thailand wahrgenommen. Außerdem trug ein Erlebnis im Urlaub in St. Peter Ording zu ihrem politischen Engagement bei. „Nach einer Sturmflut war der Deich am nächsten Tag voller Plastikmüll“, erzählt von Hörsten. Sie sei schon lange Wählerin der Grünen, habe aber gezögert zu kandidieren. „Im Januar bin ich dann eingetreten und kann mich zu 80 Prozent mit dem Wahlprogramm identifizieren“, sagt die 53-Jährige.

Kandidatin freut sich auf Zusammenarbeit

Bei ihrer Partei schätzt von Hörsten die Transparenz und die offene Diskussion. „Ich freue mich aber auch darauf, mit den anderen Mitgliedern im Ortsrat zusammenzuarbeiten und etwas zu bewegen. Ich will Menschen, Themen und Institutionen verbinden.“ Für einen Wahlerfolg setzt von Hörsten auf ihre Bekanntheit im Ort, sie ist an Wahlständen vertreten und begleitet Bürgermeisterkandidat Frank Kettner-Nikolaus bei der Radtour in Blumenau.

von Hörsten ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Nach dem Abitur auf dem Hölty-Gymnasium machte sie eine Ausbildung bei der Sparkasse Hannover, wo sie seit mehr als 30 Jahren tätig ist.

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